
Aus einem inneren Bedürfnis heraus möchte ich zu Ehren meiner früh verstorbenen Mutter an dieser Stelle einen Bericht über sie schreiben um ihre wunderbare Seele zu ehren.
Das nebenstehende Foto stammt aus einer Kennkarte des Dritten Reiches, die von der Stadt Dannenberg (Elbe) am 26.02.1941 ausgestellt wurde (s. unten).


Sie hat mich unglaublich geliebt und ich bekomme auch heute noch gelegentlich Kontakt zu ihr, allerdings sind die Kontakte auf ja/nein-Antworten beschränkt. Aber das kann sich ja noch ändern. Ich spüre sie ganz deutlich in meiner rechten Gehirnhälfte.
Aber nun zu ihrem irdischen Leben, zunächst einmal vor meiner Geburt am 15. Mai 1948.
Mein späterer Vater war Berufssoldat und nach jedem Manöver gab es einen Manöverball, so auch vermutlich im Sommer 1939 in Dannenberg (Elbe) im Saal des Schützenhauses.
So lernten sie sich kennen und am 21. Dezember 1940 fand die Hochzeit im Haus im Osterweg 1 statt. Der Termin zog sich hin, weil Soldaten und deren Ehefrauen erst die arische Abstammung nachweisen mussten um die Heiratsgenehmigung zu erhalten.
Danach bekam sie den Wehrsold ihres Berufssoldatenehemannes mit dem Dienstgrad Oberschirrmeister auf ein Konto bei der Sparkasse überwiesen, denn sie hatte ja kein eigenes Einkommen. Irgendwann verringerte sich das Geld beträchtlich, nämlich vom Sold eines Oberschirrmeisters auf das eines einfachen Soldaten.
Er war wegen einer Straftat in Polen vor ein Kriegsgericht gestellt worden, das ihn degradiert und zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt hatte. Da man für den Angriffskrieg gegen die Sowjetunion jeden Landser brauchte, schickte man ihn statt ins Zuchthaus an die Ostfront. Er sollte Stalingrad erobern, wurde aber auf dem Weg dorthin bei Woronesch verwundet und zur Ausheilung in ein Lazarett nach Schlesien verlegt. Dort muss ihn meine Mutter gegen Ende 1943 besucht haben, denn sie brachte im Mai 1944 ein Mädchen zur Welt, das aber schon nach 5 Wochen an Krämpfen verstarb. In der Geburtsurkunde im Stammbuch wurde als Berufsbezeichnung des Vaters Gefreiter angegeben.
Die Sowjetarmee zog im Januar 1945 in Oppeln ein und der inzwischen in seinen ehemaligen Dienstgrad wieder eingesetzte Bernhard Schäfer – Unterlagen des Bundesarchives, die ich unmittelbar nach der Wende einsehen konnte, belegen dies - durfte von Oppeln aus in Begleitung sowjetischer Wachsoldaten in ein Gefangenenlager am Rande der durch die Wehrmacht zerstörten Stadt Charkow marschieren. Viele seiner mitgefangenen Kameraden überlebten diesen Marsch nicht. Nach gut 2 Jahren wurde er im Juni 1947 nach Hause entlassen.
Der nächste Block handelt davon wie sie mich zur Welt brachte und wie es dann mit ihr weiter ging.
Bericht ab meiner Geburt
Meine Geburt kommentierte meine Mutter so: “Du bist Mittags um Eins bei strahlendem Sonnenschein zur Welt gekommen“.
Sie war in eine Geburtsklinik nach Lüneburg gegangen, weil es wohl in Dannenberg so kurz nach dem Kriege keine geeigneten Räumlichkeiten gab.
Meine Mutter hatte 1943 eine Tante Caroline Meinecke zu sich genommen, die als Diakonisse in der Henriettenstiftung in Hannover auf Grund der Alliierten Bombardements obdachlos geworden war. Sie war schwerhörig und meine Mutter musste immer recht laut mit ihr reden, was sie auch nach dem Tode der Tante beibehilt.
„Mutti“ wie ich sie immer liebevoll nannte, litt unter Heuschnupfen und musste regelmäßig in die Kreisstadt Lüchow zum Hals-Nasen-Ohrenarzt, wo sie über die Nase eine Inhalation aus Salzwasser bekam. Da ich noch nicht zur Schule ging, hatte ich sie zu begleiten. Vor der Rückfahrt mit dem Bus kehrten wir bei Schlungbaums Frühstücksstuben ein um das so ausfallende Mittagessen zu kompensieren. Dort lernte ich schon als Kind eine wohlschmeckende Ochsenschwanzsuppe kennen. Mutti musste sich einer Operation unterziehen, bei der ihr die Eierstöcke entfernt wurden, mit anschließender Kur in Bad Salzuflen. Ich wurde während dieser Zeit beim ältesten Bruder meines Vaters, Onkel Otto, in Ebstorf untergebracht. Dort durfte ich dann mit einem Terrier namens Möppel im nahegelegenen Wald spazieren gehen, den ich so lieb gewann, daß man ihn mir mit nach Dannenberg gab, wo er aber schon bald an „Herzasthma“ verstarb. Mein Vater vergrub ihn bei uns im Garten und ich war ganz traurig, daß er nicht wenigstens ein Kreuz auf sein Grab bekam.
Da ich Mutti so liebevoll wie möglich in Erinnerung behalten möchte, werde ich an dieser Stelle nicht weiter über ihr Leben berichten, dem sie im Februar 1966 ein Ende setzte. - Ewiger Friede möge ihrer Seele beschieden sein!

Print