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La Vonne Feb. 2015
La Vonne Feb. 2015

LaVonne ist meine amerikanische Austauschmutter.

Erst mal entschuldige, liebe LaVonne, dass ich dich von der Seite deines zweiten Ehemannes, Carl, abgetrennt habe. Ich hatte kein anderes Foto von dir zur Verfügung.

Aus Gründen des Datenschutzes werde ich deinen Nachnamen nicht nennen, aber die Geschichte von dir und mir hier veröffentlichen, weil sie sehr zu meinem persönlichen Wohlbefinden beigetragen hat.

Es begann alles im Jahre 1965 als ich als Youth for Understanding – Austauschüler in deine Familie nach Pocahontas im US-Staat Iowa kam. Ich wollte damals einfach weg von meinen Eltern, weil meine Mutter schon seit fünf Jahren unter Depressionen litt. Bei dir hatte das Glück in eine intakte Familie mit einer elfjährigen Tochter und einem vierzehnjährigen Sohn zu kommen.

Schulisch wurde ich in die Abschlussklasse der Pocahontas Community High School gesteckt. Das Schulleben war sehr verschieden von dem, was ich von meinem deutschen Gymnasium her kannte und ich machte einfach alles mit, was ich mitmachen konnte, so neben dem Sachunterricht Chorsingen, Marching-und Concert Band mit den Instrumenten Kornett und French Horn sowie Training für schulische Wettbewerbe im Cross Country Langlauf. Mein Taschengeld betrug 1 Dollar pro Woche, damals noch 4 deutsche Mark, da wir den festen Wechselkurs hatten. Aber Taschengeld brauchte ich eigentlich nicht, weil ich ja in deiner Familie alles bekam was ich brauchte und wenn ich mal zum Friseur, zum „Barber“,  musste, steckte mir Lyle, dein damaliger Ehemann, einen „Extradollar“ zu, denn soviel kostete ein Haarschnitt, den man damals in meiner deutschen Kleinstadt noch für eine Mark bekam.

Ab hier wird es sehr persönlich und es kommen starke Emotionen hoch.

Der Herbst verging und in Deutschland feierten meine Eltern am 20. Dezember ihre Silberhochzeit. Das Weihnachtsfest in meiner Gastfamilie war ganz schön.

Das neue Jahr fing dann allerdings recht unangenehm an. Meine Mutter schrieb mir, mein Vater läge mit einen schweren Schlaganfall im Krankenhaus und ich müsse damit rechnen nach meiner Rückkehr einen Vormund zu bekommen. Sie wünsche sich ihren Cousin Georg Ude für mich. An dieser Nachricht hatte ich schwer zu kauen, da ich ihren Cousin nicht besonders mochte. Ich schrieb zurück, wenn es denn nicht anders ginge würde ich meinen Klassenlehrer, Dr. Berndt Wachter, bitten die Vormundschaft für mich zu übernehmen.

Um mal aus dem „kleinen Kaff“ im mittleren Westen herauszukommen buchte ich von meinem gesparten Taschengeld eine Studienreise an die Ostküste mit New York und Washington als Höhepunkte. Von dort aus ein Besuch ein Abstecher nach Gettysburg mit Besichtigung der Schlachtfelder des  Amerikanischen Bürgerkrieges. In Washington dann Teilnahme an Sitzungen des  Kongresses. Ich erinnere mich im Senat den jungen und dynamisch wirkenden Robert Kennedy gehört zu haben mit einer flammenden Rede gegen den Vietnamkrieg. Im Kino lief der Film Dr. Schiwago, den ich unbedingt sehen musste. Als ich ins Hotel zurückkehrte erreichte mich ein Anruf meines Gastvaters, er hätte ein Telegramm erhalten, dass meine Mutter gestorben sei.

Damit verkürzte sich mein USA-Aufenthalt beträchtlich. Ich musste am 1. Mai zurückfliegen. Mein Gastvater fuhr mich zum Chicagoer Flughafen, wo ich eine Maschine nach London bestieg. Von dort aus ging es dann weiter nach Hamburg, wo mich Ingo und Dr. Wachter in Empfang nahmen.

Ich habe dann über die Jahre hinweg die Verbindung zu ihr aufrecht erhalten, so dass wir uns auch heute noch regelmäßig anrufen. Leider ist sie zum zweiten Mal verwitwet und wird im November ihren 95. !! Geburtstag feiern.