Meine liebe Frau Chrysoula ist bei ihrem ersten Aufenthalt in Liebenburg – eine psychiatrische Klinik in der sie sich wegen Depressionen behandeln ließ - auf diese Dame aufmerksam gemacht worden mit ihrem Buch "Rückkehr zur Liebe", das ich ihr dann auch umgehend besorgt habe und ich mir natürlich die Kindle-Ausgabe, die ich in gewohnter Weise hier vorstellen werde. Im Anschluss daran kommt dann ein zweites Buch von ihr mit dem Titel "Der mystische Jesus", das die Brücke schlägt zu den lieben brasilianischen Freunden des Spiritismus, die ja immer wieder Jesus bemühen. Nachdem mich der Mystische Jesus immer wieder aufgerichtet hatte, war ich neugierig ob die Autorin nicht noch ein Buch veröffentlicht hatte, das von Relevanz für Chrysoula und mich wäre und stieß bei meiner Suche auf „Du bist stärker als dein Schmerz“, weil der Verlust all dessen, was ich mal genießen durfte gerade sehr weh tut. Also stelle ich dieses Buch als Drittes vor.
Autorin Marianne Williamson
1952 geboren, versuchte zunächst als Tänzerin und Schauspielerin beruflich Fuß zu fassen. Als sie zum ersten mal das Buch »Ein Kurs in Wundern« in die Hände bekam, beeinflußte sie die Lektüre so tief, daß sie alle Karriereambitionen fahren ließ, um sich nur noch der Verbreitung der Lehren dieser neuen Bibel, wie das Buch von vielen gesehen wird, zu widmen. Sie ist Gründerin und Vorsitzende eines gemeinnützigen Zentrums, das sich in New York und Los Angeles kostenlos um Kranke kümmert und spirituelle Gruppentherapie anbietet.
Inhaltsverzeichnis
Über den Autor
Widmung
DANKSAGUNG
VORWORT (Text im Anschluss)
EINLEITUNG
TEIL I - PRINZIPIEN
Kapitel eins - HÖLLE
1. DIE DUNKELHEIT
2. DAS LICHT
Kapitel zwei – GOTT
1. GOTT IST DER FELS
2. LIEBE IST GOTT
3. NUR LIEBE ISTWIRKLICH
Kapitel drei - DU
1. DAS SELBST IN SEINER VOLLKOMMENHEIT
2. DER GÖTTLICHE GEIST
3. DAS EGO
4. DER HEILIGE GEIST
5. ERLEUCHTETE WESEN
Kapitel vier - HINGABE
1. GLAUBE
2. WIDERSTAND
3. DAS STREBEN NACH RESULTATEN AUFGEBEN
4. DAS LEBEN IN HINGABE
Kapitel fünf - WUNDER
1.VERGEBUNG
2. IN DER GEGENWART LEBEN
3. AUFERSTEHUNG
4. KOSMISCHES ERWACHSENSEIN
5. WIEDERGEBURT
TEIL II - PRAXIS
Kapitel sechs - BEZIEHUNGEN
1. DIE HEILIGE BEGEGNUNG
2. VERGEBUNG IN BEZIEHUNGEN
3. DAS URTEILEN AUFGEBEN
4. DIE ENTSCHEIDUNG FÜR DIE LIEBE
5. DIE EBENEN DER UNTERWEISUNG
6. DIE BESONDERE BEZIEHUNG
7. DIE HEILIGE BEZIEHUNG
8. ROMANTISCHE LIEBE
9. DIE ANGST AUFGEBEN
10. AN UNS SELBST ARBEITEN
11. VERSCHLOSSENE HERZEN
12. UNSERE WUNDEN HEILEN
13. GEISTESWANDEL
14. VERGEBUNG PRAKTIZIEREN
15. DAS KOMMUNIZIEREN VON LIEBE.
16. SICH EINLASSEN
17. GLAUBE IN BEZIEHUNGEN
18. EHE
19. UNSEREN ELTERN, UNSEREN FREUNDEN UND UNS SELBST VERGEBEN
Kapitel sieben - ARBEIT
1. UNSERE KARRIERE HINGEBEN
2. GOTTES WILLE
3. PERSÖNLICHE MACHT
4. GELD
5. DIENST TUN
6. NEUE HERZEN, NEUE AUFGABEN
7. ZIELE
8. GOTTES PLAN
9. PROFITE, UM ZU DIENEN
Kapitel acht - KÖRPER
1. DAS ZIEL DES KÖRPERS
2. GESUNDHEIT UND HEILUNG
3. GESUNDES DENKEN
4. ERLÖSUNG DES GEISTES, ERLÖSUNG DES KÖRPERS
5. DER KÖRPER IN BEZIEHUNGEN
6. EITELKEIT, KÖRPERGEWICHT UND ALTER
7. DIE BEDEUTUNG DER HEILUNG
8. TOD UND REINKARNATION
Kapitel neun - HIMMEL
1. DIE ENTSCHEIDUNG, GLÜCKLICH ZU SEIN
2. UNSERE FÄHIGKEIT ZUR BRILLANZ
3. SPIRITUELLE PRAXIS
4. DAS LICHT SEHEN
5. DAS ENDE DER WELT
6. DIE HIMMELSPFORTE
7. WEIHNACHTEN
8. OSTERN
QUELLENNACHWEIS
Copyright
Williamson, Marianne. Rückkehr zur Liebe: Harmonie, Lebenssinn und Glück durch "Ein Kurs in Wundern" (S.8). Goldmann Verlag. Kindle-Version.
VORWORT
Ich wuchs in einer mittelständischen jüdischen Familie auf und wurde von dem magischen Einfluß eines exzentrischen Vaters geprägt. 1965 – ich war dreizehn – nahm er mich mit nach Saigon, um mir zu zeigen, was Krieg bedeutet. Der Vietnamkrieg verschärfte sich allmählich, und ich sollte mir aus nächster Nähe ein Bild davon machen, wie Einschußlöcher aussehen. Er wollte nicht, daß die Allianz von Militär und Industrie sich meines Gehirns bemächtigte und mich davon überzeugte, daß so ein Krieg schon in Ordnung sei. Mein Großvater war sehr religiös, und manchmal begleitete ich ihn am Samstagmorgen in die Synagoge. Wenn dann während des Gottesdienstes der Schrein geöffnet wurde, verbeugte er sich und begann zu weinen. Ich weinte dann auch, weiß aber nicht mehr, ob aus religiöser Inbrunst oder nur, weil er weinte. Als ich zur High School ging, belegte ich meinen ersten Philosophiekurs und entschied, daß Gott eine Krücke sei, derer ich nicht bedürfe. Was für eine Art von Gott war das denn, so meine Argumentation, der Kinder verhungern oder Menschen an Krebs sterben ließ oder den Holocaust zugelassen hatte? Der unschuldige Glaube eines Kindes prallte direkt auf die Pseudointellektualität einer High-School-Schülerin. Ich schrieb einen Brief an den lieben Gott. Zwar war ich deprimiert, als ich ihn verfaßte, aber meinem Gefühl nach mußte ich es tun, da ich nun zu aufgeklärt war, um an Gott zu glauben. Während meiner Collegezeit lernte ich von meinen Professoren eine Menge, was definitiv nicht auf dem Lehrplan stand. Ich verließ das College, um Gemüse zu züchten, kann mich aber nicht entsinnen, je irgend etwas angebaut zu haben. Es gibt eine Menge Dinge aus diesen Jahren, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Wie viele Leute in jener Zeit – der späten sechziger und frühen siebziger Jahre – führte ich ein ziemlich wildes Leben. Hinter jeder Tür, auf der nach konventionellen Normen ein Nein stand, schien irgendein laszives Vergnügen zu warten, dem ich mich unbedingt hingeben mußte. Was immer sich absolut unmöglich anhörte, das wollte ich tun. Und tat es gewöhnlich auch. Ich wußte nicht, was ich mit meinem Leben anfangen sollte, obwohl mich meine Eltern immer wieder baten, wie ich mich entsinne, doch wenigstens irgend etwas zu tun. Ich wanderte von Beziehung zu Beziehung, Job zu Job, Stadt zu Stadt, auf der Suche nach einem Identitätsgefühl oder Sinn, irgendeinem Gefühl, daß mein Leben endlich irgendwo hineinpaßte. Ich wußte, daß ich Talent hatte, wußte aber nicht, wofür. Ich wußte, daß ich intelligent war, war aber zu hektisch, um diese Intelligenz auf meine eigene Situation anzuwenden. Mehrere Male versuchte ich es mit einer Therapie, die aber selten irgendwelche Auswirkungen hatte. Ich versank tiefer und tiefer in meinen neurotischen Mustern und suchte nach Linderung im Essen, in Drogen, Menschen oder was immer ich fand, um mich von mir selbst abzulenken. Ständig versuchte ich, irgend etwas in meinem Leben geschehen zu lassen, aber es passierte nicht viel außer dem Drama, das ich um die Dinge, die nicht passierten, schuf. In jenen Jahren hockte ein riesiger Brocken Selbsthaß in meinem Magen, und die Sache wurde mit jeder Phase, die ich durchmachte, schlimmer und schlimmer. Der Schmerz in mir wurde tiefer, ebenso mein Interesse an Philosophie: östlich, westlich, akademisch, esoterisch, Kierkegaard, das I Ging, Existentialismus, radikale Gott-ist-tot-Bewegung in der christlichen Theologie, Buddhismus und mehr. Ich spürte immer, daß es da eine geheimnisvolle kosmische Ordnung der Dinge gab, nur konnte ich nie herausfinden, wie sie sich auf mein eigenes Leben anwenden ließ. Eines Tages saß ich Marihuana rauchend mit meinem Bruder zusammen, als er mir gegenüber bemerkte, daß mich alle äußerst seltsam fänden. So als hättest du eine Art Virus, sagte er. Ich weiß noch, daß ich glaubte, auf der Stelle aus der Haut fahren zu müssen. Ich fühlte mich wie eine Außerirdische. Schon oft hatte ich das Gefühl gehabt, das Leben sei ein Privatklub, für den alle das Losungswort bekommen hatten, nur ich nicht. Und jetzt war mir, als wüßten die anderen ein Geheimnis, das ich nicht kannte, mochte sie aber nicht danach fragen, weil ich nicht wollte, daß sie wußten, daß ich es nicht kannte. So Mitte zwanzig war ich eine einzige Katastrophe. Ich glaubte, daß auch andere Menschen so wie ich innerlich erstarben, aber sie konnten oder wollten nicht darüber reden. Ich dachte, daß es da irgend etwas sehr Wichtiges gäbe, über das niemand sprach. Ich konnte es nicht selbst in Worte fassen, war mir aber sicher, daß mit der Welt irgend etwas Grundsätzliches nicht stimmte. Wie konnte auch nur irgend jemand glauben, daß dieses idiotische Spiel Es-in-der-Welt-zu-etwas-Bringen, das mich in Verlegenheit stürzte und ich nicht zu spielen wußte, der einzige Grund unseres Daseins war? 1977 sah ich eines Tages auf jemandes Couchtisch in New York ein paar Bücher mit blauem Einband und goldener Aufschrift liegen. Ich schlug einen der Bände auf und las in der Einleitung:
»Dies ist ein Kurs in Wundern.
Es ist ein Pflichtkurs.
Nur die Zeit, in der du ihn machst,
steht dir frei.
Freier Wille bedeutet nicht,
daß du den Lehrplan bestimmen kannst.
Es bedeutet nur, daß du wählen kannst,
was du zu einer gegebenen Zeit lernen willst.
Der Kurs zielt nicht darauf ab,
die Bedeutung der Liebe zu lehren,
denn das ist jenseits dessen, was gelehrt werden kann.
Er zielt vielmehr darauf ab,
die Blockaden zu entfernen,
die dich daran hindern,
dir der Gegenwart der Liebe,
die dein angestammtes Erbe ist,
bewußt zu sein.«
Ich fand, daß es ziemlich faszinierend, wenn nicht sogar etwas arrogant klang. Beim Weiterblättern stellte ich fest, daß alle Bände von christlicher Terminologie durchzogen waren. Das machte mich nervös. Zwar hatte ich ein wenig christliche Theologie studiert, war aber auf intellektueller Distanz geblieben. Nun fühlte ich mich durch die persönlichere Ansprache bedroht. Ich legte die Bücher auf den Tisch zurück. Es dauerte ein weiteres Jahr, bis ich sie wieder in die Hand nahm – und dann noch ein Jahr und noch ein Jahr des Leids. Dann war ich bereit. Diesmal war ich so deprimiert, daß ich die besondere Sprache gar nicht beachtete. Diesmal wußte ich sofort, daß Ein Kurs in Wundern mich etwas sehr Wichtiges zu lehren hatte. Er benutzte zwar traditionell christliche Begriffe, aber auf ganz untraditionelle und nichtreligiöse Weise. Wie die meisten Menschen war ich von der starken Autorität seiner Stimme tief berührt. Er beantwortete Fragen, die ich allmählich für unbeantwortbar gehalten hatte. Er sprach in brillanter psychologischer Weise über Gott, forderte meinen Intellekt heraus und beleidigte ihn nie. Es klingt zwar ein bißchen wie ein Klischee, aber ich hatte das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein.
Der Kurs schien eine grundlegende Botschaft zu vermitteln: Entspanne dich. Das verwirrte mich, denn ich war gewohnt, Entspannung mit Resignation in Verbindung zu bringen. Ich hatte darauf gewartet, daß mir jemand erklärt, wie man den Kampf kämpft, oder aber ihn für mich führt, und nun machte mir dieses Buch den Vorschlag, das Kämpfen ganz und gar sein zu lassen. Ich war überrascht, aber ungeheuer erleichtert. Schon lange hatte ich den Verdacht gehabt, daß ich für den weltlichen Kampfeinsatz nicht geschaffen war. Dies war für mich nicht einfach ein Buch wie andere auch. Dies war mein persönlicher Lehrer, mein Weg aus der Hölle. Als ich den Kurs zu lesen begann und den Anleitungen des Übungsbuches folgte, spürte ich fast sofort, daß es in mir positive Veränderungen bewirkte. Ich hatte das Gefühl, nach und nach ruhiger zu werden. Ich fing an, mich selbst zu verstehen, allmählich zu begreifen, warum meine Beziehungen so schmerzlich gewesen waren, warum ich nie bei etwas hatte bleiben können, warum ich meinen Körper haßte. Am wichtigsten aber war, daß ich mit der Zeit das Gefühl bekam, ich könnte mich verändern. Das Studium des Kurses setzte eine gewaltige Menge hoffnungsvoller Energie in mir frei, eine Energie, die vordem mit jedem Tag dunkler und selbstzerstörerischer geworden war. Der Kurs, ein dreibändiges Programm spiritueller Psychotherapie im Selbststudium, beansprucht kein Monopol auf Gott. Er trifft Aussagen über universelle spirituelle Themen. Es gibt nur eine Wahrheit. Sie wird in unterschiedlichster Weise formuliert, und der Kurs ist nur ein Weg von vielen. Sollte er allerdings Ihr Weg sein, dann wissen Sie es auch. Für mich bedeutete er einen Durchbruch in intellektueller, emotionaler und psychischer Hinsicht. Er befreite mich von schrecklichem emotionalen Schmerz.
Ich wünschte mir dieses »Bewußtsein von der Gegenwart der Liebe«, von dem ich gelesen hatte, und studierte in den nächsten fünf Jahren den Kurs mit Leidenschaft und Hingabe. Ich las ihn, wie meine Mutter es einmal bezeichnete, wie eine Speisekarte. 1983 begann ich, mein Verständnis vom Kurs an eine kleine Gruppe von Leuten in Los Angeles weiterzugeben. Die Gruppe wuchs allmählich. Seither hat sich das Publikum für meine Vorträge in meinem eigenen Land und im Ausland erheblich erweitert. Und ich hatte die Gelegenheit zu sehen, wie relevant dieses Material für Menschen in aller Welt ist.
Rückkehr zur Liebe basiert auf dem, was ich aus Ein Kurs in Wundern gelernt habe. Es handelt von einigen der Grundprinzipien des Kurses, so wie ich sie verstehe und auf verschiedene Themen und Probleme beziehe, die unser Alltagsleben beeinflussen. Rückkehr zur Liebe handelt von der Praxis der Liebe, von der Liebe als Stärke, nicht als Schwäche, von der Liebe als tägliche Antwort auf die Probleme, mit denen wir uns konfrontiert sehen. Wie kann Liebe eine praktische Lösung sein? Dieses Buch ist als Leitfaden für die wundersame Anwendung der Liebe als Balsam für jede Wunde geschrieben. Ob unser psychischer Schmerz nun im Bereich der Beziehungen, der Gesundheit, der Karriere oder sonstwo zu finden ist, Liebe ist eine mächtige Kraft, ist der Weg zur Heilung, ist die Antwort. Amerikaner sind nicht gerade die größten Philosophen. Wir sind aber sehr geschickt, wenn es ums Handeln geht, sofern wir erst einmal den Grund dafür erkannt haben. Und da wir allmählich tiefer verstehen, warum die Liebe ein so notwendiges Element bei der Heilung der Welt ist, wird sich unser Leben, so wie wir es innerlich und äußerlich leben, verändern.
Ich bete darum, daß dieses Buch jemandem hilfreich sein kann. Ich habe es mit offenem Herzen geschrieben. Und ich hoffe, Sie werden es aufgeschlossenen Sinnes lesen.
Los Angeles
Marianne Williamson
INHALT
Vorwort (Text im Anschluss)
Einleitung
Kapitel 1: Der mystische Jesus
Kapitel 2: Reflexionen des Lichts
Kapitel 3: Die Tempel der Beziehung
Kapitel 4: Er ist nicht gestorben
Kapitel 5: Auferstehung
Danksagung
Williamson, Marianne. Der mystische Jesus: Die grenzenlose Kraft der Liebe erfahren. Inspiriert von "Ein Kurs in Wundern" (S.12). Ansata. Kindle-Version.
VORWORT
Ich bin keine christliche Theologin und gehöre auch nicht dem Christentum an. Daher halte ich mich nicht für qualifiziert, über den Jesus zu schreiben, wie er von den kirchlichen Traditionen des Christentums gelehrt wird. Dieses Buch basiert vielmehr auf meiner über vierzigjährigen Erfahrung als Schülerin von Ein Kurs in Wundern. Der Kurs ist ein Programm spiritueller Psychotherapie im Selbststudium, die auf universellen spirituellen Themen beruht und traditionelle christliche Grundprinzipien auf nicht-dogmatische und psychotherapeutische Weise vermittelt. Es handelt sich um einen Kurs in Geistesschulung, um ein angstbasiertes Denksystem zugunsten eines auf Liebe basierenden Denksystems aufzugeben. Als junge Frau von Mitte zwanzig nahm ich den Kurs in Wundern zum ersten Mal in die Hand, auf der Suche nach dem Sinn und Zweck meines Lebens, nicht anders als viele in diesem Alter – damals wie heute. Die folgenden Sätze in der Einleitung faszinierten mich:
Dieser Kurs kann daher ganz einfach so zusammengefasst werden:
2 Nichts Wirkliches kann bedroht werden.
3 Nichts Unwirkliches existiert.
4 Hierin liegt der Frieden GOTTES* (T – Einl.2:2–4)
Diese Worte fesselten mich, doch ich stellte fest, dass das Buch in einer traditionellen christlichen Sprache geschrieben war. Ich konnte mich mit der Terminologie des Kurses nicht anfreunden und dachte einfach, das Buch sei nichts für mich.
Ein Jahr später war ich emotional so aufgewühlt, dass mir die Terminologie in einem Buch völlig gleichgültig war, und ich nahm den Kurs wieder zur Hand. Ich suchte nach Inhalten, die meine Seele beruhigten, egal, wie sie geschrieben waren. Mir ging es nicht um theologische Fragen, sondern um mein Leben. Ich merkte schnell, dass der Kurs keine Religion war, sondern eine psychologische Führung auf dem Weg der Vergebung und der Liebe. Ich hatte mich schon immer für universelle spirituelle Konzepte interessiert und gespürt, dass es eine Wahrheit gibt, die in unterschiedlichster Weise formuliert wird. Viele der universellen Themen des Kurses waren mir schon anderswo begegnet, auch in meiner eigenen Religion, dem Judentum. Aber der Kurs bot mir etwas, das ich bisher nirgends gefunden hatte: eine praktische Anleitung, wie ich diese Konzepte auf meinen Alltag übertragen konnte. Anfangs fand ich es irritierend, dass auf dem Umschlag von Ein Kurs in Wundern kein Autor vermerkt war. Doch je mehr ich in dem Buch las, desto häufiger fielen mir eine ganze Reihe von Aussagen auf, die in der ersten Person geschrieben waren. »4›Niemand kommt zum VATER denn durch mich‹ bedeutet nicht, dass ich in irgendeiner Weise von dir getrennt oder anders bin außer in der Zeit«* (T – 1.II:4:1). Ich weiß noch, wie ich beim Lesen dachte: Moment mal, was? Als ich dann las: »[…] weil ich die SÜHNE bin«* (T – 1.III:4:1), hatte ich das Gefühl: Okay, jetzt habe ich es verstanden. Als Kind habe ich nicht viel über Jesus erfahren, in keiner Weise. Mir wurde nur gesagt, dass wir »die andere Bibel« lesen. Es ist überhaupt nicht überraschend, dass Juden sehr klar zwischen Jesus und dem Christentum unterscheiden, denn Jesus war Jude und somit einer von uns. Institutionelle Kräfte innerhalb des Christentums hingegen standen seit Jahrtausenden für gewalttätigen Antisemitismus und mörderische Unterdrückung. Aber all das hat nichts mit Jesus zu tun. Das Christentum und Jesus sind zwei völlig verschiedene Konzepte. Zu bestimmten Zeiten hat das Christentum die höchsten Ideale Jesu befolgt, zu anderen Zeiten und an anderen Orten hat es das eindeutig nicht getan. Wie im Kurs zu lesen steht: »*Bittere Götzen wurden aus ihm gemacht, der nur ein Bruder für die Welt sein wollte«* (H – Begriffsbest.5.5:7).
Mein Interesse an Jesus war nie mit dem Wunsch verbunden, zum Christentum zu konvertieren. Mir war das natürlich bewusst, aber meinen Eltern musste ich es erklären. Als ich anfing, den Kurs zu studieren, waren sie verständlicherweise ziemlich überrascht. Ich erinnere mich, wie meine Mutter zaghaft fragte: »Bitte erklär mir das. Du wirst in Kalifornien bleiben … und Vorträge halten … über Jesus … vor Nichtjuden!?« Ich nickte langsam. Nach ein paar Sekunden schüttelte sie einfach nur den Kopf, hob eine Augenbraue und fragte mich, was ich denn anziehen würde. Mein Vater schien sich mehr Gedanken darüber zu machen. Eines Tages nahm er mich zur Seite und fragte sehr eindringlich: »Es ist derselbe Gott, nicht wahr?« Ich antwortete: »Ja, Daddy! Natürlich ist er das!« Ich erinnere mich, wie er mit strengem Blick betonte: »Okay, ich will nur nichts über einen anderen Gott hören!« Nein, es ist ganz bestimmt kein anderer Gott! Genehmigung erteilt! Ich fand die Konzepte des Kurses so faszinierend, dass ich naiverweise davon ausging, meine christlichen Freunde würden ständig über Themen wie »Christus«, den »Heiligen Geist« und »Jesus« sprechen. Ich dachte, dass ich es einfach nicht wusste, weil sie nie darüber redeten, wenn ich dabei war. Was für ein Irrtum! Mir wurde etwas ganz anderes klar: Viele Christen, die ich kannte, lehnten die christliche Terminologie noch mehr ab als ich. Während ich von bestimmten Konzepten keine Ahnung hatte, standen die anderen ihnen ambivalent gegenüber. Der Kurs befreit Jesus aus der Umklammerung einer institutionellen Autorität, die versucht, seine Identität zu monopolisieren und letztlich zu beschränken. Für die einen weicht der Kurs von den christlichen Grundsätzen ab, andere finden in ihm zum ersten Mal eine verständliche und sinnvolle Erklärung dafür. Wie es im Kurs heißt, kommen seine Schülerinnen und Schüler »von allen Religionen und von keiner Religion«* (H – 1.2:2). Es sind einfach die Menschen, die den Ruf nach einer höheren, transformativen Liebe vernommen haben. Ich habe erkannt, dass nicht nur viele Christen, sondern auch Nichtchristen eine Menge Fragen über Jesus haben. Bei meinem Studium des Kurses lernte ich zahlreiche neue Konzepte kennen, während einige meiner Freunde alte Vorstellungen verlernten. Ich konnte im Laufe der Jahre beobachten, wie Tausende von Menschen – Christen wie Nichtchristen – einen tiefen psychologischen und spirituellen Sinn im Kurs in Wundern fanden. Der mystische Jesus spiegelt die Themen wider, die allen großen Weltreligionen zugrunde liegen. Er spaltet die Menschen nicht in religiöse Lager, sondern verbindet ihre Herzen. Ein Kurs in Wundern verlangt nicht von uns, an Gott oder an Jesus zu glauben. Er fordert uns auf, an uns selbst zu glauben. Er betont, dass der Glaube an sich bedeutungslos ist, aber die Erfahrung alles bedeutet. Manche halten den Kurs für das geniale Werk von Helen Schucman, einer Professorin für Klinische Psychologie an der Columbia University, die ihn in den 1960er- und 1970er-Jahren geschaffen hat, während andere glauben, dass er vom Heiligen Geist geschrieben wurde, indem er durch sie sprach. Die Kraft des Kurses zeigt sich nicht in der Identifizierung seiner Urheberschaft, sondern in der Anwendung seiner Prinzipien. Ich bin dankbar, dass ich dem Kurs begegnet bin, ohne vorher gewusst zu haben, wer Jesus war oder ist. Ich hatte keine vorgefasste Meinung, und zu keinem Zeitpunkt während meiner über vierzigjährigen Beschäftigung mit dem Kurs hatte ich das Gefühl, meine eigene Religion aufgeben zu müssen. Im Gegenteil, mein Studium von Ein Kurs in Wundern hat mich noch tiefer mit den mystischen Wurzeln des Judentums verbunden. Der Kurs fordert uns auf, unsere Herzen zu öffnen, das ist alles. Dieses Buch handelt von dem Jesus, den ich als Schülerin von Ein Kurs in Wundern kennengelernt habe. Alle Konzepte, die ich hier vorstelle, basieren auf meinem Verständnis seiner Lehre. Jeder Mensch macht seine ganz persönliche Erfahrung mit dem Kurs und seinem Verfasser. Dies ist einfach meine persönliche Erfahrung.
INHALT
VORWORT (im Anschluss nachlesen)
1 Leid und Kummer übergeben
2 Durch die Dunkelheit ins Licht
3 Wider die Betäubung
4 Das wundersame Universum
5 Eine Kultur der Depression
6 Vergebung
7 Beziehungshimmel, Beziehungshölle
8 Uns selbst verändern, die Welt verändern
9 Das Licht des Buddha
10 Das Licht des Moses
11 Das Licht Jesu
12 Du bist stärker als dein Schmerz (weiter unten nachlesen)
DANK
Williamson, Marianne. Du bist stärker als dein Schmerz: Seelische Wunden heilen und inneren Frieden finden (S.6). Trinity Verlag. Kindle-Version.
VORWORT
Alle sehen wir uns Zeiten im Leben gegenüber, in denen uns Schmerz und Qual des Daseins schier unerträglich erscheinen. Bei manchen kommen solche Erfahrungen selten vor, und der Schmerz ist relativ glimpflich. Andere aber können von der entsetzlichen Qual erdrückt werden und nur schwer zum winzigsten bisschen Trost finden. Immer tiefer und tiefer fallen wir in den Brunnen unserer Tränen, hinab in eine scheinbar bodenlose Finsternis. Wir fragen uns, woher all dieses Leiden kommt. Und wir fragen uns, ob es je ein Ende haben wird. Wenn Sie selbst eine solche Zeit durchmachen – eine Zeit, in der allein schon der nächste Atemzug oder das Durchstehen eines weiteren Tages kaum vorstellbar scheint – oder ein von Ihnen geliebter Mensch, dann freue ich mich, dass Sie dieses Buch lesen. Es könnte sein, dass Sie hier ein paar Puzzleteile finden, die Sie noch nicht erforscht haben. Auf ein Geheimnis stoßen. Oder vielleicht auf ein Wunder. Das heißt nicht, dass Sie sich nicht anstrengen müssen. Das heißt nicht, dass Sie keine Arbeit leisten müssen. Wunder sind keine Schnellreparatur oder einfache Lösung. Aber sie aktivieren eine von Gott herrührende spirituelle Kraft und Macht, um Ihnen zu helfen. Gott ist hier, ist da, auch inmitten Ihres Leidens. Und wenn Sie die Hand nach ihm ausstrecken, wird er sie Ihnen reichen. Ziehen Sie nun die Möglichkeit in Betracht, dass alles geschehen könnte. Ich bitte Sie nicht, dies zu glauben, ich bitte Sie nur, in Betracht zu ziehen, dass dem so sein könnte. Allein der Gedanke, dass Wunder möglich sind, bewirkt mehr, um Ihnen den Weg zur Heilung zu ebnen, als Sie sich vorstellen können. Er öffnet die Pforten zu einem Reich unbegrenzter Möglichkeiten, unabhängig davon, was Sie durchgemacht haben oder gerade durchmachen. Nicht der Schmerz, den Sie durchleben, bestimmt über Ihre Zukunft; Ihre Zukunft wird bestimmt davon, wer Sie sind, während Sie Ihren Schmerz durchleiden. Das soll die Tiefe Ihres Leidens nicht infrage stellen. Es ist innerhalb der sterblichen Welt ganz gewiss real. Aber weder ist die Realität, in der wir uns verfangen haben, das, was sie zu sein scheint, noch sind Sie selbst ganz das Wesen, das Sie Ihrem gegenwärtigen Gefühl nach sind. Wir können die Definition von unserem wahren Wesen und auch vom Wesen und der Natur der Welt erweitern – und unser Leben wird sich allmählich verändern. Ihr menschliches Ich oder Selbst mag sich momentan in der Hölle befinden, aber Ihr göttliches Selbst ist von Ihrem Leiden buchstäblich unberührt. Und Ihr göttliches Selbst ist Ihr wahres Wesen. Ihr Unterbewusstsein ist Ihrer umfassenderen Realität gewahr und wird die Rolle übernehmen, sie Ihnen aufzuzeigen, wenn Sie dafür bereit sind. Dieser Prozess wird eine der großen Reisen Ihres Lebens sein, da Sie Dinge sehen werden, die Sie noch nicht gesehen haben, und Dinge erfahren werden, die Sie nicht wussten. Ihre Tränen, Ihr Gefühl von Hoffnungslosigkeit, Ihre Angst, Ihre Wut, Ihr Schuldgefühl, Ihre Verbitterung, Ihr Reuegefühl, Ihr Schrecken – nichts davon wird übertüncht oder geleugnet. All das werden Sie nicht auflösen, indem Sie es im Dunkeln belassen, sondern indem Sie es dem Licht aussetzen. Und dabei werden Sie jenseits all dessen eine solche Herrlichkeit – in Ihnen selbst und in der Welt – wahrnehmen, dass Sie die Reise Ihres Leidens tatsächlich segnen werden, denn sie hat Sie zu sich selbst und dem Sinn Ihres Lebens geführt. Spirituelle Heilung liegt nicht in der Verleugnung Ihres Schmerzes, sondern darin, dass Sie ihn voll und ganz fühlen und Gott übergeben. Und dann nehmen die Wunder ihren Anfang … Dieses Buch ist eine spirituelle Betrachtung über das menschliche Leiden, über seine Ursachen und Transzendierung. Spiritualität bedeutet kein zartrosa gefärbtes, vages, psychologisch schlichtes Weltverständnis. Vielmehr stellt sie die tiefgründigste Erläuterung der Arbeits- und Vorgehensweise unseres Geistes dar und erklärt, wie dieser unsere Erfahrungen filtert. Spiritualität erkennt die außergewöhnliche Tiefe unserer grundlegendsten Sehnsucht – unserer Sehnsucht nach Liebe – und des außerordentlichen Schmerzes, den wir empfinden, wenn wir sie nicht finden. In unserer Welt gibt es eine Epidemie von Depressionen und unzähligen Optionen, sie zu behandeln. So wie es natürliche Heilmittel für körperliche Krankheiten gibt, gibt es auch natürliche Heilmittel für Krankheiten des Geistes. Und mit einem »natürlichen Heilmittel« für Depression meine ich nicht Kräuter oder homöopathische Arzneien; ich meine die praktische Anwendung von Liebe und Vergebung als Medizin für die Seele. Als Gesellschaft laden wir die Depression geradezu ein, indem wir die Liebe trivialisieren. Wir haben unsere Seelen für ein Linsengericht verkauft. Die menschliche Existenz ist nicht einfach nur eine zufällige Episode ohne einen höheren Sinn und Zweck als den, dass wir alle bekommen sollten, was wir haben wollen. Schauen wir aus diesem Blickwinkel auf unser Leben, ohne Deckschicht des reinen Geistes* (spirit), scheint es keinen letztendlichen Sinn zu haben. Und die Seele lechzt nach Sinn und Bedeutung, so wie der Körper nach Sauerstoff lechzt. Existiert kein spiritueller Rahmen, sind uns zwar die Mechanismen des Lebens bekannt, doch schrecken wir davor zurück, sie zu verstehen. Da wir es nicht schaffen, das Leben zu verstehen, missbrauchen wir es. Und durch diesen Missbrauch bewirken wir Leiden – für uns selbst und für andere. Jede große religiöse und spirituelle Philosophie behandelt das Thema des menschlichen Leidens. In diesem Buch werden die tiefen Erkenntnisse und Einsichten, die uns die religiösen und spirituellen Lehren und Unterweisungen dieser Welt zur Verfügung stellen, nur oberflächlich berührt. Doch dringt es hoffentlich bis zu einem Punkt vor, der sich oftmals hinter den Schleiern von Dogma und Missverständnis verbirgt. Zum Beispiel begann die spirituelle Reise Buddhas, als er zum ersten Mal des Leidens ansichtig wurde; Moses wurde vom Leiden der Israeliten bewegt; Jesus litt am Kreuz. Aber es geht nicht einfachnur darum, dass Buddha das Leiden sah; es geht darum, dass er es durch die Erleuchtung, durch das Erwachen, transzendierte. Es geht nicht einfach nur darum, dass die Israeliten versklavt waren; es geht darum, dass sie gerettet und ins Gelobte Land geführt wurden. Es geht nicht einfach nur darum, dass Jesus gekreuzigt wurde; es geht darum, dass er wiederauferstand. Das menschliche Leiden war nur der erste Teil einer Gleichung. Am meisten zählt das Geschehen, nachdem sich Gott kundtat. Auch wir leiden und beobachten Leiden rings um uns herum; auch wir sind durch einen inneren Pharao versklavt; auch wir sterben am Kreuz der Grausamkeit und mangelnden Ehrfurcht der Welt. Ob es vor Tausenden von Jahren stattfand oder sich heute abspielt, Leiden ist Leiden, Unterdrückung ist Unterdrückung, und Grausamkeit ist Grausamkeit. Diese Dinge sind keine uralten Realitäten, die nicht mehr existieren. Sie sind nicht verschwunden. Und auch nicht Gottes Macht und Kraft, sie auszulöschen. Reiner Geist erleuchtete Buddha; reiner Geist erlöste die Israeliten; reiner Geist ließ Jesus wiederauferstehen. Wenn wir wissen, dass unser Leiden das Gleiche ist wie das ihre, dann ergibt es Sinn, ihre Befreiung tiefer verstehen zu wollen, damit wir unsere eigene Befreiung leichter herbeiführen können. Wie blind wir sind, wie arrogant, wenn wir meinen, dass unser Leiden das Gleiche ist, dass wir aber doch irgendwie unseren Umgang damit verbessert haben. Glaubt wirklich irgendjemand, dass Buddha das Leiden dadurch hätte transzendieren können, dass er mehr Geld verdient, sich einen besseren Arbeitsplatz besorgt oder ein besseres Auto gekauft hätte? Oder dass die Israeliten der Sklaverei hätten entkommen können, wenn sie noch mal mit dem Pharao verhandelt oder ein Privatflugzeug gehabt hätten, das sie ins Gelobte Land brachte? Oder dass Jesus von den Toten hätte auferstehen können, wenn es damals schon die Kryokonservierung gegeben hätte? Während der letzten paar Hundert Jahre hat die Menschheit das Auftreten mancher Leidensformen verringert und das anderer vermehrt. Wir haben die Bedrohung durch Kinderlähmung verringert, aber die Bedrohung durch eine atomare Katastrophe erhöht. Wir haben die Gefahren des Reisens gemindert, aber die Möglichkeit, dass unser ganzes Ökosystem implodiert, vergrößert. Und wenn wir meinen, wir hätten mit dem »Vergewaltigen und Plündern« aufgehört, brauchen wir uns nur das Geschehen überall auf der Welt anzusehen. Es gibt heute keine weltliche Lösung für das Leiden der Menschheit oder deren Neigung zur Selbstzerstörung, die sich mit den Lösungen vergleichen ließe, die uns die großen Religionen und spirituellen Philosophien anbieten. Und genau darum hat der Ego-Geist sie für seine Zwecke eingespannt. Er hat in unserer Welt und in unseren Herzen die Macht des Friedens in die Macht des Schwertes verwandelt. Heute beschränkt sich die Suche nach spiritueller Nahrung nicht auf eine bestimmte Lehre. Ob Buddhismus oder Judentum, Christentum oder Islam oder Hinduismus, hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Sie alle sind kaleidoskopartige Facetten des einen essenziellen Diamanten. Ob wir uns persönlich auf die Geschichte von Buddha, Moses, Jesus, Mohammed oder Krishna beziehen; ob wir die Wahrheit tiefer gehend verstehen, wenn sie durch C. G. Jung, Joseph Campbell oder Ein Kurs in Wundern zum Ausdruck kommt; die wesentlichen Themen all dieser Lehren sind in ihrem Kern universeller Natur. Sie gelten für alle Menschen und – ganz wichtig – für alle Zeiten. Die großen religiösen Persönlichkeiten und Unterweisungen der Welt sind Gottes Geschenke, eine göttliche Hand, die hinabreicht, um den Geist und das Gemüt jener zu erreichen, die sich aufgerufen fühlen. Während das Ego die äußerlichen Aspekte dieser Lehren nutzt, um uns voneinander zu trennen – manchmal sogar als Rechtfertigung, um einander zu zerstören –, vereinen uns ihre inneren Wahrheiten, indem sie uns lehren, wie wir miteinander leben sollen. Auf der inneren Ebene haben die großen Religionen der Welt immer zu Wundern geführt. Auf der äußeren Ebene führten sie genauso oft zu Gewalt und Zerstörung. Das muss sich ändern und wird sich ändern, da mehr Menschen dahin kommen, die mystischen Wahrheiten zu erkennen, das innere Gold, das sie alle in sich bergen. Die größte Chance für das Überleben der Menschheit im 21. Jahrhundert liegt nicht in der Erweiterung unseres äußeren Horizonts, sondern in der Vertiefung unseres inneren Horizonts. Das gilt für uns ganz persönlich und ebenso für uns alle gemeinsam. Und solange wir das nicht tun, werden wir traurig sein. Unser Körper, unsere Beziehungen, unsere Karrieren, unsere Politik werden weiterhin ein Quell des Leidens sein, wo sie doch eigentlich ein Quell der Freude sein sollten. Im Innern aller großen spirituellen Lehren und Unterweisungen verbirgt sich der Schlüssel, um das umzukehren. Wenn wir den Schlüssel erst einmal finden und im Schloss umdrehen, werden wir erstaunt sein über das, was hinter der Tür verborgen liegt. Wir sind nicht ohne Hoffnung; wir haben sie einfach nur nicht gesehen. Wir sind nicht ohne Macht; wir haben sie einfach nur nicht in Anspruch genommen. Wir sind nicht ohne Liebe; wir haben sie einfach nur nicht gelebt. Wenn wir diese Dinge sehen, beginnt sich unser Leben zu verändern. Unser Geist ist erwacht. Wunder geschehen. Und endlich sind unsere Herzen froh.
Williamson, Marianne. Du bist stärker als dein Schmerz: Seelische Wunden heilen und inneren Frieden finden (S 8-14). Trinity Verlag. Kindle-Version.
12. Kapitel
DU BIST STÄRKER ALS DEIN SCHMERZ
Kein Buch, keine Heilbehandlung, kein Gottesdienst wird all unsere Tränen trocknen. Die spirituelle Medizin, die unsere Traurigkeit heilt, ist keine Pille und auch keine Spritze; sie ist ein innerer Prozess des Erwachens aus einem Traum, der sich als Wirklichkeit ausgibt. Angesichts der Tatsache, dass sich unsere ganze Gesellschaft einem Denken verschreibt, das uns voneinander trennt, uns sogar vor uns selbst schlecht macht und vor allem und jedem Angst erzeugt, überrascht es nicht, dass so viele Menschen das Gefühl haben, in einer sehr dunklen Wolke zu leben.
Unser wahres Selbst weiß, dass wir mit dem Universum eins sind, nach dem vollkommenen Bilde Gottes geschaffen, ewig unschuldig, gesegnet und geschützt und nur hier, um zu lieben und zu vergeben. Dieses wahre Selbst, wie auch immer wir es benennen möchten, ist unter Schichten von Illusionen verborgen. Gegenwärtig ist unser wahres Selbst so daran gewöhnt, sich in dem Käfig, der ihm vom Ego zugewiesen wurde, zusammenzukrümmen, dass es vergessen zu haben scheint, wie man in aller Herrlichkeit aufrecht dasteht. Es mangelt uns an den psychologischen Fertigkeiten, die zur Freude führen.
Wir kultivieren die emotionalen Gewohnheiten der Traurigkeit mehr als die emotionalen Gewohnheiten des Glücklichseins. Wir befassen uns so intensiv mit Gedanken der Angst und des Angriffs, dass unsere geistige Muskulatur, die Freude unterstützt, verkümmert ist. Es ist an uns, diese Muskeln wieder aufzubauen, so wie es auch an uns ist, unsere physischen Muskeln zu stärken. Im Allgemeinen sind wir uns darin einig, dass wir für viele Dinge, die unser Leben betreffen, verantwortlich sind, aber das gilt irgendwie nicht für unsere Emotionen. Doch glücklich zu sein resultiert aus einer Entscheidung, die wir treffen.
Mag sein, dass wir heute nicht glücklich sind, aber wenn unsere Muskulatur des Glücklichseins kräftig genug ist, werden wir auch die innere Stärke finden, dazu zurückzukehren.
Wir Menschen gehen meistenteils so durch Krisen, wie wir auch im Allgemeinen durchs Leben gehen. Wenn ich davon überzeugt bin, den wechselnden Gezeiten der Umstände ausgeliefert zu sein und dass Menschen oder Dinge die Quelle meines Glücks sind, dann heule ich zwangsläufig, wenn die betreffenden Menschen oder die Umstände nicht bringen, was ich mir wünsche. Und dann werde ich versucht sein, gegen die Menschen oder Umstände Groll zu hegen, was meinen Schmerz noch steigert. Mein Geist ist somit die Quelle meiner Traurigkeit. Und mein Geist ist die Quelle meines Glücklichseins. Nur ich kann darüber entscheiden, wie ich meinen Geist gebrauche, aber meine Wahl bestimmt darüber, ob ich auf meinem Weg zum Schmerz oder auf meinem Weg zum Frieden bin.
Ich befand mich einmal in einem Zeitschriftenladen an einem Flughafen und blätterte Modemagazine durch. Ich bewunderte die schönen Fotos, merkte aber, dass ich mich mit jeder Seite schlechter fühlte, was mich selbstanging. Mein Gesicht. Mein Körper. Mein Alter. Meine Klamotten. Und dann merkte ich, dass ich dabei war, eines dieser Magazine zu kaufen! Schnell legte ich es zurück, als handle es sich um heiße Kohlen, und dachte: »Warum soll ich mir das antun?!« Ich war dabei, von einer Erfahrung, die mir ein schlechtes Gefühl machte, schnurstracks dazu überzugehen, noch mehr davon zu bekommen. Das soll nicht heißen, dass solche Magazine keinen Platz im Leben haben, aber was mich an diesem speziellen Tag anging – nein.
Und tun wir uns das nicht ständig an? Wir sind so vom modernen Gebräu liebloser Wahrnehmungen vereinnahmt, dass wir versucht sind, zu meinen, wir hätten keine Wahl. Und genau hier beginnt das Erwachen. Wir haben eine Wahl. Wir haben immer eine Wahl.